MOVING PICTURES- The Retreat
Es ist Zeit aufzubrechen. Bis gerade bin ich in die Welt auf dem Bauernhof meiner Freundin abgetaucht und nun verabschieden wir uns herzlich und ich mache mich aufgeregt auf den Weg nach München. Ich fahre noch ein paar Kilometer durch die weite Landschaft, der Tank ist nahezu leer und ich habe immer noch kein bisschen Telefonempfang. Ganz schöner Nervenkitzel in der Fremde.
Aber Erlösung naht und endlich fahre ich auf die Autobahn. Ich genieße den Geschwindigkeitsrausch, eine weitere Folge von Martina Rehberg vom Podcast „Zeig dich!“ zum Thema „endlich sichtbar“ und die Abendsonne, die mich über den Weiten Münchens bei meiner Fahrt begleitet.
Ich bin gemischter Gefühle. Empfinde Vorfreude, denn einige Gesichter kenne ich schon; Aufregung, weil es ja trotzdem etwas Neues ist und Unsicherheit, weil ich schon beim letzten Mal diejenige war, die keinen medialen Background hat.
Aber es gibt ja eh keinen Weg mehr zurück, dafür bin ich ihn schon zu weit „gegangen“ 🙂
Kurz nach der vereinbarten Zeit treffe ich endlich in der walterschen Jugendherberge ein und werde herzlich empfangen. Ich habe mich verändert seit meinem letzten Besuch hier- und das ist wohl auch sichtbar. Das freut mich. Für mich ist meine persönliche Entwicklung ab dem letzten Seminar bei Svenja und Uwe, vergangenen Juni, noch mal auf eine neue Stufe gelangt. Es tut so gut, mal raus zu kommen und sich in einem ganz neuen Setting zu erfahren. Beim letzten Mal, beim „light up your future“ Seminar ging es um das Thema „besser bloggen“. Was mich natürlich total ansprach, aber wozu ich bis dato überhaupt keine Erfahrung beisteuern und vieles schwerer nachvollziehen konnte.
Dieses Mal wird es anders werden. Wir wollen lernen, zu filmen, visuelle Geschichten zu erzählen, indem wir einen Film emotional ansprechend schneiden. Ein bisschen habe ich mit diesem Medium, nach der kurz Einführung bei „luyf“ schon herum gespielt und mit der Kamera bin ich ja sowieso oft unterwegs. Ich habe also genügend Rüstzeug, um dieses Mal mitmachen zu können.
Der erste Abend ist schon witzig, bunt und bereichernd.
Ersteinmal heißt es ankommen und sobald alle Teilnehmer da sind, stellen wir uns vor. Nur kurz- so zumindest der Plan. Aber da kommen schon so viele spannende Geschichten zu Tage, über die wir herzlich lachen, ergriffen lauschen, interessiert nachfragen können, dass es schon fast zum Running Gag wird, dass ab der Hälfte der TeilnehmerInnen vorhergesagt wird: „Ich brauche wirklich nur 3 Minuten! Meine Vorstellung geht ganz schnell!“. Natürlich ist dem nicht so. Alle haben Spannendes zu berichten und alle stellen gespannt Fragen.
- Da gibt es den gefeierten Beckenbodenheld Dominic, der sein innovatives Konzept so informativ und witzig vorstellt, dass wir weiblichen Teilnehmerinnen alle ganz aus dem Häuschen sind. Am liebsten würden wir es sofort ausprobieren.
- Es gibt einige Fotografinnen, wie Andrea Mühleck, die so feinfühlig, ganz besondere Momente zwischen zwei Menschen einfängt, dass man deren Beziehung als unbeteiligter Beobachter nachspüren kann. Mit dabei sind auch großartige Foodblogger, z.B.
- Lena mit dem erfolgreichen Konzept „BreiFreiBaby„, die nerdy und enthusiastisch jeden mit ihrem Wissen um Content Marketing begeistert.
- Sehr appetitliche Bilder mit persönlicher Note und norddeutschem Humor, findet man bei Anne von „kochen macht glücklich„.
- Oder die sympathische Nadine, die mit dem witzigen Erdmännchen „Bloggi“ und ihrer großen Tochter auf „hallo Bloggi“ tolle Bastelanleitungen für Kinder vorstellt,
- die superstrukturierte Kristin, deren Speisekammer allein schon so ansprechend geordnet ist, dass man sie gerne als Organisationschoach buchen möchte- zudem postet sie immer wieder ganz zauberhafte Naturaufnahmen von Sonnenuntergängen und passendem Ohrwurm auf ihrem Instagram Profil.
- Die schöne Claire hat sowohl eine spannende Familiengeschichte, als auch einen attraktiven Lifestyle-Blog namens „Cappumum“ für Münchener Mamas.
- Und Nicole betreibt seit vielen Jahren einen Geschenkeshop mit persönlicher Note und RuhrpottSchnack, indem sie sogar ihren selbst gerösteten Kaffee anbietet.
- Dann gibt es noch Isabella, die mit ihrer Seite „KiMaPa“ ein Portal für Familien anbietet, dass wertvolle Freizeit-Tipps in und um München gibt.
- Und auch spannend ist das Konzept von Nikas Arbeitgeber FokusCamps, der besondere Sprachreisen für Kinder ab 8 Jahren im süddeutschen Raum anbietet. Es lohnt sich eine Broschüre anzufordern oder deren Internet Auftritt zu durchforsten. Die Stundenpläne für die englisch sprachigen Feriencamps, z.B. am Chiemsee lesen sich, so attraktiv, dass ich auch gern noch mal jung sein möchte.
Zu Gast sind wir in der Jugendherberge der walterschen Wunderwelt, betrieben von den Tausendsassern Svenja und Uwe, die jeder für sich und gemeinsam schon so viele mediale Projekte auf den Weg gebracht, gecoacht und erfolgreich gemacht haben. Was aber noch viel interessanter ist, wie sie als Menschen sind, wie sie uns empfangen, uns mit ihrem Wissen und ihren Learnings bereichern und immer wieder zeigen, was in dieser Welt alles möglich ist. Immer ehrlich, immer nahbar und wahnsinnig versiert.
Tag 2 beginnt, wir sind noch etwas müde, aber hoch motiviert
Uwe erklärt uns bildhaft die Grundlagen des filmens, verschiedene Kameraeinstellungen und deren Wirkung, bzw. Verwendung, wie man mit dem System a-/ b-roll emotional ansprechende Geschichten erzählen kann und Svenja gewährt uns Einblicke in ihren work flow nach einem Monat täglich neuen youtube Videos. Nach einer Einführung in den Umgang mit der apple Film-Software „iMovie“ geht´s los. In zweier Teams schwärmen wir aus und entwickeln Geschichten. Manche haben schon konkrete Pläne, z. B. ihr Business betreffend, meine Partnerin und ich arbeiten jedoch mit fiktiven Stories und schmücken uns mit fremden Federn, indem wir schön designte Kochbücher, vor der Kamera als die eigenen verkaufen. Ich sollte vielleicht Schauspielerin werden- ich kann, ohne rot zu werden, eine erfundene rührselige Geschichte einsprechen und mit den richtigen Handlungssequenzen, der passenden Musik und noch ein paar Kinderbildern, wird daraus ein RTL tauglicher Herzschmerz Film. Wobei ich schon zugeben muss, dass es ziemlich strange ist, sich beim Video schneiden immer wieder reden zu hören und zu sehen.
Nach einer schmackhaften Mittagsverköstigung von Feinkost Käfer, ging es am Nachmittag weiter mit der Filmbearbeitung und am frühen Abend kamen wir zu gemeinsamen Auswertung der enstandenen Beiträge. Während wir also den Film anderer Teilnehmer auf dem Screen an der Wand anschauten, konnte Uwe uns direkt im Programm zeigen, mit welchen Tools wir noch mehr aus unseren Aufnahmen rausholen können.
Am Ende dieses intensiven Tages, klappen wir die Rechner zu und wandern zum urbayrischen Lokal „Dicke Sophie“. Die frische Luft und die Bewegung tun gut und bei leckerem Essen lassen wir die Eindrücke des Tages sacken. Jetzt ist auch Gelegenheit, um ein paar persönliche Worte zu wechseln. Die Stimmung ist ausgelassen und als Absacker gibt es noch drei große Teller Kaiserschmarren- mehr braucht es eigentlich nicht zum glücklich sein.
Off Topic Zurück in der Villa Walter, erreicht mich die Nachricht, dass meine Kleine sich mal wieder einen Infekt eingefangen hat und recht angeschlagen ist. Das ist jetzt learning auf ganz anderer Ebene. Aus zu halten, dass ich fast 600km von ihr entfernt bin und weder Trost spenden, noch meinen Mann entlasten kann, ist wirklich schwer. Zum Glück wohnen die Schwiegereltern in fußläufiger Nähe und kümmern sich um die Große, damit mein Mann ärztlichen Rat einholen und die Nacht mit der kranken Maus bewältigen kann.
Es folgt eine unruhige Nacht- an beiden Orten. Am Morgen schreibt der Opa mir, dass sie alles im Griff haben und die Kleine schon wieder besser dran ist. Ich darf mich weiter meinen eigenen Themen widmen, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Ich bin hin und her gerissen. Als Mama entbehrlich zu sein, ist einerseits entlastend, andererseits auch ein wenig komisch, bin ich doch sonst immer da. Ob es anderen Müttern da auch so geht?
Back to business- Tag 3, wir vertiefen unser Wissen vom Vortag
Da der gestrige Abend bei einigen von uns, dank guter Gespräche in der Bibliothek etwas länger geworden ist, sind wir nun noch ein bisschen müde und starten nicht ganz im Zeitplan in den dritten Tag. Heute gehen wir inhaltlich noch mehr in die Tiefe, wie wir beispielsweise an Musik kommen und welche Kriterien für die Auswahl hilfreich sind, welchen Einfluss Kameraführung auf die Wahrnehmung des Betrachters hat und steigen mehr ins Storytelling ein. Uwe erklärt uns anhand der eigens entwickelten dramaturgischen Treppe, wie wir eine Geschichte aufbauen, damit der Zuschauer dran bleibt.
Jetzt ziehen wir erneut in zweier Teams los und setzen das neue Wissen direkt in die Tat um. Unterbrochen von einer weiteren Runde Mittagssause, rauchen wieder die Köpfe. Ich bin hoch motiviert. Im Gegensatz zum gestrigen Tag, stehe ich heute HINTER der Kamera und drehe mit meiner Sony a6000, statt mit dem iPhone und bin gespannt, was damit alles möglich ist. Das anschließende schneiden, mit dem neuen Wissen, macht wirklich Spaß.
Am späten Nachmittag kommen wir ein letztes Mal zusammen, um unsere neuen Filme gemeinsam aus zu werten. Es ist ein richtiger Sprung zu gestern sichtbar. Erledigt und zufrieden, beschließen wir das Seminar. Zeit sich zu verabschieden. Hier und da werden noch Nummern ausgetauscht und etwaige Kooperationswünsche geäußert und dann bricht auch schon der Großteil der Teilnehmer auf.
Der offizielle Teil ist nun zu Ende.
Schon komisch, dass wir 3 Tage rund um die Uhr zusammen waren und von jetzt auf gleich, ist es schon wieder vorbei. Schön war´s.
Anne und ich bleiben noch eine Nacht. Wir werden morgen erst abreisen. Eigentlich sind wir ja ganz schön k. o., kommen aber dann doch noch ins Gespräch. In der Bibliothek. Wer hätte das gedacht. Dieser Raum, mit dem warmen Holz an den Wänden und den gemütlichen Ohrensesseln, ist auch wirklich einladend. Svenja und Uwe versprühen ihre typisch waltersche Magie. Unsere Themen gehen wieder ganz schön tief und ich kann nicht leugnen, das ein oder andere Tränchen weg wischen zu müssen. Weg von meinen größeren und kleineren Problemchen, galoppiert Anne mit uns durch ihr Leben, in einer Art, die uns alle fesselt. Ihr Schnack, wie Uwe so schön sagt, ist einzigartig. Lustig, mitreißend, berührend. Sie hat schon so Manches erlebt und inspiriert in der Weise, wie sie die Dinge nimmt. Ich muss an ihren Artikel denken, den Svenja neulich gefeatured hat und der mich da schon so sehr berührte. Viel zu spät, aber unheimlich bereichert, schleichen wir- nach einem kleinen Umweg für einen Mitternachtsnack in die Küche, in unsere Betten.
In dieser Nacht schlafe ich endlich mal wieder durch. Die Anspannung der letzten Tage ist von mir abgefallen. Ich bin zufrieden.
Meine Learnings
Ich habe dieses Wochenende so viel gelernt. Ich bin ganz alleine durch halb Deutschland gefahren, habe eine langjährige Freundin wieder gesehen und ganz neue Seite an ihr entdeckt, Svenja und Uwe erneut getroffen und wieder ganz viel aus dieser Verbindung mitgenommen, ich habe mich weiter in das spannende Thema „moving pictures“ eingearbeitet, eine ganze Reihe neue, spannende Leute kennengelernt und ganz viel frischen Wind und Motivation mit nachhause genommen.
Es lohnt sich, seine Komfortzone immer mal wieder zu verlassen!
In diesem Sinne wünsche ich euch einen sonnigen Tag und freue mich, wenn ihr bis hierhin gelesen und vielleicht etwas für euch mitgenommen habt.
Alles Liebe
Sandra