"Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel." (J. W. von Goethe)
Den Kindern Wurzeln und Flügel verleihen // Welche Wurzeln habe ich und welche möchte ich meinen Kindern mitgeben?
Ich überlege, was sind meine Wurzeln? Gute Frage. Meine Familie ist oft umgezogen, wir haben mehrfach neu angefangen und vor 10 Jahren sind sie ausgewandert. Seit über 16 Jahren nun ist meine Schwiegerfamilie meine Ersatzfamilie. Sie machen das toll! Und wenn ich an meine Wurzeln denke, dann sind sie es, die mir den so wichtigen Halt im Leben geben, die mich immer unterstützen und auffangen und wegen denen ich mir nicht vorstellen könnte, hier mal weiter weg zu ziehen. Ich genieße es, dass wir uns jederzeit sehen und helfen können- und das auch unabhängig von den Kindern. Das war schon vorher so.
Zuhause ist da, wo das Herz ist
Ich glaube, jeder sucht nach einem Ort oder einer Person, bei der er sich zuhause fühlen kann. Wo, wenn im Außen ein Sturm tobt, immer ein sicherer Hafen ist. Und so gestärkt, wie ich aus diesen Beziehungen hervor gehe, kann ich mich- entgegen meiner Natur- auch mal aus meiner Komfortzone wagen. Das lässt mich wachsen und macht mich glücklich.
Ein neuer Lebensabschnitt
Wenn ich an meine Kinder denke, geht es da gerade um die neue Lebensphase, die unserem Vorschulkind bevor steht. Dadurch wird sich einiges für uns ändern, wir werden neue Routinen finden und vermutlich auch verschiedene Gefühle aushalten müssen. Mein Mädchen freut sich sehr auf die Schule, hat großes Interesse an Zahlen, Buchstaben, Lesen und physikalischen Zusammenhängen. Sie dürstet es nach Wissen. Aber ähnlich, wie mir, machen ihr Veränderung auch Angst. Keiner von uns kann ihr spürbar machen, wie es werden wird. Vieles ist ungewiss.
Während ich also einerseits bemüht bin, ihr Flügel zu verleihen, um sie weiter wachsen zu lassen und sich diese neue Welt zu erobern, versuche ich auch, ihr die Sicherheit zu vermitteln, dass sie starke Wurzeln hat, die ihr alle nötige Kraft und Zuversicht geben werden.
Wachsen heißt auch Abschied nehmen
Da ich selber unsicher bin, wie das mit den Wurzeln so funktioniert, fällt es mir schwer intuitiv zu handeln, hätte ich nicht einen starken Partner an meiner Seite, könnte ich manches mal verzweifeln. Natürlich freue ich mich über jede Entwicklungsstufe, die sie meistern, über jeden neuen Schritt in Richtung Unabhängigkeit, den die Kinder gehen, gleichzeitig lässt es mich aber auch spüren, wie vergänglich alles ist, wie unaufhaltsam Veränderung fortschreitet und wie gern ich mir manchmal (wenn auch nur kurz) die Babyzeit zurücksehne, in der sie voller Vertrauen auf meiner Brust schliefen und es nichts gab, außer uns beiden und unserer Liebe.
Das Leben wir komplexer, herausfordernder je größer ihr Kosmos wird und irgendwann fangen sie an, nicht mehr nur um mich zu kreisen. Ein bittersüßes Gefühl. Wachsen heißt auch Abschied nehmen, von Vergangenem. Wie gut, dass die Zeit unermüdlich weiterläuft und ich gar keine Zeit habe, zu lange über den ein oder anderen Abschied nach zu denken, denn dann steht ja schon wieder eine neue Errungenschaft vor der Tür, die es zu bewundern gilt.
Wir erden uns gegenseitig
In gewisser Weise geben wir uns dann gegenseitig Wurzeln. Sie machen aus mir eine Mama, jemand der wo dazu gehört, der eine Basis hat und gleichzeitig eine bildet. Das ist ein beruhigendes Bild. Ich bin angekommen und ich werde ihnen das Heim bieten, in das sie zurückkehren können, wenn der Sturm da draußen, sie mit zu reißen droht. Und wenn ich mal wieder mit all meinen Gedanken über den Wolken schwebe, sehe ich sie an und weiß, wo mein Anker ist.
Und eines weiß ich ganz sicher: meine Familie wird mich immer unterstützen und ihnen genauso die Wurzeln und die Flügel verleihen, die es braucht, um mit beiden Beinen auf dem Boden zu stehen und niemals auf zu geben, zu träumen.
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