Bessere Bezahlung = mehr ErzieherInnen?// Was mehr Geld, mit mehr Qualität in der KinderBetreuung zu tun hat
Ich bin Erzieherin- und Mutter. Wir hatten Glück, wir haben für unser erstes Kind einen Platz in unserer Wunsch- Kindertagesstätte(Kita), in unserem Wohnort bekommen. Das Geschwisterkind ist dadurch anstandslos auch dort untergekommen- ohne zentrales Vergabeverfahren oder anderer „Zitter-“ Faktoren. Das ist nicht selbstverständlich.
Viele meiner Freundinnen haben sich in zig Kitas angemeldet und oft Absage um Absage kassiert. Besonders schwer wird es nach dem 3. Geburtstag, weil die Kitas oft schon Unter 3 (U3) aufnehmen und somit ihre Gruppen mit eigenem Nachwuchs füllen können, sodass kaum Plätze für externe Dreijährige frei werden.
Wie ist die Situation bei euch? Gibt es überhaupt genügend Kitas und nehmen die auch U3 Kinder auf?
Ich hab mir sagen lassen, dass es in der Stadt noch deutlich schwerer ist- da bekommt man mitunter nicht 3, sondern 30 (!) Absagen. Von eigener Wahl mal ganz abgesehen. Dafür wird es, je ländlicher man lebt, schwieriger einen Kita-Platz für U3 oder gar U2 Kinder zu bekommen, weil es sie oft gar nicht gibt.
Zu wenig Fachpersonal für außerhäusliche Betreuung von Kindern
In Anbetracht des großen Erziehermangels, den immer größer werdenden Gruppen und somit auch Qualitätsabstrichen in der Betreuung oder z.T. auch in der Qualifikation des Personals, haben wir es ziemlich gut getroffen.
Bei uns gibt es einen guten Personalschlüssel und eine spürbar gute Atmosphäre im Team. Abgesehen davon, auch ein ansprechendes Konzept und ein wunderschönes Außengelände.
Mehr Lohn für ErzieherInnen?
Ob die Pläne der neuen Familienministerin Franziska Giffey, Erziehergehälter merklich zu erhöhen irgendwann Realität werden? Sie findet, dass der Verdienst von ErzieherInnen dem Niveau von GrundschullehrInnen angeglichen werden sollte. weiterlesen
Das wäre wünschenswert. Der Beruf ist toll, aber die Bedingungen wahrlich sehr herausfordernd. Es mag hochnäsig klingen, aber in meiner Situation ist es mir der geringe Verdienst nicht wert, so viel Energie im Beruf zu lassen, die dann bei meinen eigenen Kindern fehlt.
Es ist lächerlich, was ich als (pädagogische) Fachkraft, verglichen mit Müttern in anderen Berufen, für einen Verdienst erzielen kann. Das da die Motivation schwindet und gut ausgebildetes Personal lieber in andere Arbeitsbereiche abwandert (z. B. in Verwaltungsbereiche bei Stadt und Land), ist für mich nachvollziehbar.
Was aber fachliche Qualifikation in der Betreuung ausmacht, ist wohl nicht jedem Politiker bewusst. Das muss man erlebt haben. Natürlich machen Kinderpflegerinnen auch einen tollen Job. Sie sind enorm wichtig, da gerade im U3 Bereich viel pflegerischer Aufwand besteht, nichts desto trotz haben Pädagoginnen, die beispielsweise Elementarpädagogik studiert haben, einen ganz anderen Blick auf die Kinder.
Gute Qualifikation von ErzieherInnen ist sehr wichtig
Ich hatte das Glück in einem vielseitig ausgebildeten Team arbeiten zu können und fand die Zusammenarbeit immer wieder lehrreich und inspirierend. Eine Kollegin hatte Sozialpädagogik und – Management studiert, die andere zusätzlich eine Motopädieausbildung, die dritte war Tanz- und Bewegungspädagogin, eine Künstlerin und eine Erzieherin mit Montessori-Diplom, sowie viele weitere ergaben ein breit aufgestelltes Team, was versuchte den ansteigenden Anforderungen in der Kinderbetreuung gerecht zu werden. Es mag subjektiv sein, aber die Auffälligkeiten und Schwierigkeiten von Kindern im sozialen Umgang wurden zunehmend mehr. Immer häufiger zeigten sie erhöhten Förderbedarf, dem man in einer Regeleinrichtung, schwerlich nachkommen kann, da der vom KiBiz vorgeschriebene Stellenschlüssel ausschließlich dann halbwegs zum Tragen kommt, wenn wirklich alle Mitarbeiter einer Einrichtung anwesend sind.
Aber- alle Eltern kleiner Kinder können das nachvollziehen- Erzieher sind, auf Grund ihrer Zielgruppe, ständig Viren und Keimen ausgesetzt, die auch bei gutem Immunsystem immer wieder dazu führen können, dass sie krank werden und ausfallen, dann gibt es ja auch noch den Anspruch auf Fort- und Weiterbildung und irgendwann muss jeder Mitarbeiter mal Urlaub nehmen. Nicht zu vergessen, Schwangere im Beschäftigungsverbot oder Langzeiterkrankte, die z.B. der ständigen körperlichen Belastung geschuldet sind. Ihr seht schon, dass ein Team komplett im Dienst ist, ist äußerst selten, Springer gibt es auch zu wenige und meist nur bei Trägern, die sich Einrichtungsübergreifend mit Personal aushelfen können.
Aber ich schweife ab. Eigentlich wollte ich nämlich auf den Gewinn gut ausgebildeter ErzieherInnen hinaus. Auch im Elementarbereich gibt es einen Bildungsauftrag, der sieht zwar etwas anders aus, als im Schulwesen, ist aber dennoch gesetzlich verankert und muss z. B. in Form von Bildungsdokumentation nachgewiesen werden. Neben solchen Dingen, wie motorische und kognitive Fähigkeiten aus zu bauen und Kinder fit für die Schule zu machen, gibt es aber noch viel mehr Bildungsbereiche, die man fördern kann. Meines Erachtens gibt es im sozial- emotionalen Bereich immer mehr Bedarf, der nun mal von höher qualifizierten Erzieherinnen oder Sozialpädagogen besser erfasst und bedient werden kann.
Ich habe vor meiner Zeit im Kindergarten im Heim gearbeitet, wo sich die verschiedenen Fachbereiche vernetzen, um die Entwicklung der Schützlinge optimal begleiten und unterstützen zu können. Ich finde, dass das auch in einigen, wenn nicht sogar in allen Kitas sinnvoll (übrigens auch in Schulen, aber das ist ein anderes Thema) ist.
Gewinn für sozial benachteiligte Kinder
Gerade bei Kindern aus bildungsfernen Haushalten oder mit Migrationshintergrund, bietet die Kita einen großen Vorteil. Die Kinder können dort Fertigkeiten ausbauen und Grundfähigkeiten lernen, mit denen sie sowohl in der Schule, als auch im späteren Berufsleben besser bestehen können. Es gibt bezüglich einer Kita- Pflicht im letzten Jahr vor Schuleintritt sicher gute Argumente dafür und auch dagegen, aber ich habe beobachtet, dass viele Kinder davon profitieren; dass es die Möglichkeit bietet, hilfreiche Kompetenzen, wie z. B. den Erwerb der deutschen Sprache oder der Feinmotorik, die Voraussetzung für das spätere Schreibenlernen ist, spielerisch und somit kindgerecht zu erlangen.
Schwierigkeiten in der Interaktion, z. B. in der Kontaktaufnahme, sich schwer an Grenzen und Regeln halten können, sich selbst und die eigenen (körperlichen) Grenzen schwer wahrnehmen können, Impuls gesteuertes Verhalten und vieles mehr, sind Verhaltensweisen, die durch das Bewegen in einem sozialen Gefüge mit Gleichaltrigen, geübt und verbessert werden können. Manche brauchen dabei mehr Begleitung als andere und bei manchen reicht allein die Betreuung in Kindertagesstätten nicht aus. Da bedarf es möglicherweise weiterführender Behandlung der Erziehungsberatung- oder Frühförderstellen. All das sind Dinge, die ErzieherInnen erkennen und analysieren können sollten, um die Eltern entsprechend begleiten und beraten zu können. Es gibt so viele Hilfsangebote, zu einem großen Teil Krankenkassen finanziert, die Eltern wahrnehmen können, da ist es wirklich wichtig, dass es Pädagogen gibt, die wissen, worum und wie es geht.
Auch „normal“ entwickelte Kinder haben ein Recht auf gute Betreuung
Und nicht zu vergessen, die Kinder, die sich altersgerecht entwickeln und so „mitlaufen“, wie der Volksmund sagt. Für die ist eine liebevolle, zugewandte Betreuung genauso wertvoll und bestärkend.
Wie schön es doch ist, wenn wir Eltern den ErzieherInnen mit gutem Gefühl unsere Kinder anvertrauen können. Zu wissen, dass wir auf pädagogischer Ebene die gleichen Werte vermitteln wollen und in einer Erziehungspartnerschaft auf den gegenseitigen Respekt vertrauen können.
„Du und ich gemeinsam“
Rosige Aussichten?
Auf Grund des hohen Bedarfes an Betreuung, dem Mangel an Fachpersonal und dem Rechtsanspruch auf Betreuungsplätzen, wird sich die Lage wohl noch eine ganze Weile nicht entspannen können, aber mit einer gerechteren Bezahlung für ErzieherInnen, steigt vielleicht die Motivation von PädagogInnen und Menschen, die sich für die Arbeit mit Kindern interessieren, sich in diesem wichtigen Bereich zu engagieren. Diese Zeit im (Klein)Kindesalter heißt nicht umsonst Elementarbereich. In diesem prägenden Lebensabschnitt können wertvolle Grundbausteine gelegt werden, um den Kindern ein erfüllendes Leben als Teil unserer Gesellschaft zu ermöglichen.
Wie ist die Situation denn bei euch? Habt ihr ähnlich Erfahrungen gemacht? Was würdet ihr euch wünschen? Oder habt ihr das Glück, dass sich bei euch alles zum Guten gefügt hat? Erzählt doch gern davon.
Habt´s fein!
Sandra
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